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"Auch Geschwister und Kinder sind Angehörige" Tagung am 11. Juni 2005 in Garmisch-Partenkirchen und am 2. Juli im Klinikum Schloss Werneck,  Programm

Geschwister (htm)

(Mein kurzes Statement unten.) (Zum "Stigma")

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                          Ärzte Zeitung, 02.04.2004: (Kopie)                                                  

Innovative Projekte im Gesundheitswesen ausgezeichnet

Janssen-Cilag-Zukunftspreis 2004 für drei richtungsweisende Konzepte / Hilfs-Initiative für Kinder psychisch kranker Eltern gewürdigt

NEUSS. Mit ihrer Initiative "Netz und Boden" für Kinder psychisch kranker Eltern hat Katja Beeck einer Gruppe Gehör verschafft, die bislang im Gesundheitswesen kaum wahrgenommen wurde. "Das Leid dieser Kinder wird allzu leicht übersehen, denn sie leiden meist still, haben nicht die Kraft, auf ihre Bedürfnisse aufmerksam zu machen", sagt sie.


Im Jahr 1998 - als 24jährige hatte Beeck damals bereits zwölf Jahre mit einer psychotischen Mutter gelebt - gab es weder ein Buch noch eine Broschüre zur Thematik, berichtet sie. Ebenso wenig existierten Hilfs- oder Betreuungsangebote für die Kinder. An diesem Zustand wollte Beeck etwas ändern.

Sie begann, auf Fachtagungen zu referieren, organisierte Weiterbildungen und Beratungen, veröffentlichte Broschüren, gestaltete eine Internetseite und machte die Öffentlichkeit auf das Thema aufmerksam. Darüber hinaus brachte Beeck mehrere Hilfsprojekte und ein bundesweites Netzwerk in Gang.

Die Initiative "Netz und Boden" hat jetzt mit dem Zukunftspreis 2004 des Pharmaunternehmens Janssen-Cilag ein Zeichen der Anerkennung erhalten. "Wenn wir das Projekt auszeichnen, dann würdigen wir auch das außergewöhnliche Engagement eines einzelnen Menschen", sagte Jury-Mitglied Professor Rolf Kreibich in seiner Laudatio. Kreibich ist wissenschaftlicher Direktor und Geschäftsführer des Instituts für Zukunftsstudien und Technologiebewertung.

Das Projekt lenke den Blick auf Familienmedizin als eine Disziplin, die bislang im deutschen Gesundheitswesen sträflich vernachlässigt wurde, sagte Kreibich. "Überall und immer wieder leiden Kinder und Angehörige immens unter der Erkrankung eines ihnen nahe stehenden Menschen - und erkranken allzu oft selbst. Die Anamnese in der ärztlichen Praxis muß auch an diese Zusammenhänge denken."

Zum fünften Mal hat Janssen-Cilag in diesem Jahr den mit je 5000 Euro dotierten Zukunftspreis an drei Projekte verliehen. "Wer immer einen Weg aufzeigt, eine positive Entwicklung in einem Bereich des Gesundheitswesens einzuleiten, ist ein potentieller Kandidat für unseren Zukunftspreis", sagte Dr. Marcel Mangen, Geschäftsführer der Janssen-Cilag GmbH. Für die Auswahl der Preisträger nannte er fünf Kriterien: die Sozialverträglichkeit, die ökonomische Realisierbarkeit, die Zukunftsfähigkeit, den Nutzen für die Gesellschaft und die Integrationsfähigkeit der Projekte in das Gesundheitssystem.

Ausgezeichnet wurde auch die Reha-Ambulanz des Diakonischen Werks in Neuss. Sie bietet Patienten mit psychischen Erkrankungen - vor allem bei Schizophrenie und bei affektiven oder schizo-affektiven Störungen - eine auf ihre individuellen Voraussetzungen abgestimmte Therapie und professionelle Unterstützung bei der Bewältigung des Alltags.

Der Initiative sei es gelungen, "die steinharte Grenze zwischen medizinischer Rehabilitation und dem nach-stationären Lebensalltag psychisch kranker Menschen aufzubrechen", sagte der Laudator, der Unternehmensberater Malte Wilkes. "Die Reha-Ambulanz Neuss ist darüber hinaus ein geglücktes Musterbeispiel dafür, daß qualitativ hochwertige und integrierte Patientenversorgung auch ökonomisch sinnvoll ist", so Wilkes.

Dritter Preisträger ist die MedCircle Collaboration. Dieses Projekt hat sich die Optimierung der Qualität medizinischer Informationen im Internet zum Ziel gesetzt.


(Ärzte Zeitung)

pro medici-online

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Mein persönliches Statement: Die Mediendarstellung meiner Meinung zu diesem sehr sensiblen Thema (Kinder psychisch kranker Eltern) ist hier durch mich im Internet erst mal hiermit nur spärlich zu erwarten. Diese Fragen werden jeweils ganz individuell in persönlichen Gesprächen mit Kollegen, mit Patientinnen oder mit Freunden erörtert. Zu loben sind die Angehörigen-Gruppen und Einzelinitiativen. Ihnen gebührt unser aller Dank!

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Tagung am 11. Juni 2005 in Garmisch-Partenkirchen und am 2. Juli 2005 im Klinikum Schloss Werneck

"Auch Geschwister und Kinder sind Angehörige"

Programm:

10.00 Uhr: Begrüßungen

10.15 Uhr: "Was ist das eigentlich, psychisch krank?" 

11.30 Uhr: "Kinder psychisch kranker Eltern - was erleben sie und wie verarbeiten sie das Erlebte?"

12.15 Uhr: "Das Besondere am Miterleben einer psychischen Erkrankung als Schwester oder Bruder"

14.00 Uhr: Workshop 1: Erwachsene Kinder psychisch kranker Eltern im Erfahrungsaustausch

Workshop 2: Geschwister psychisch Kranker im Erfahrungsaustausch

Geschäftsstelle des Landesverbandes Bayern ApK, Pappenheimstraße 7, 80335 München, Tel.: 089-51086325,

Website: http://www.lvbayern-apk.de

E-Mail: lvbayern_apk@t-online.de


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Stigmatisierung im Kinderfernsehen

Auf ein weiteres Problem für psychisch Kranke in Zusammenhang mit Kindern weist die neuseeländische Wissenschaftlerin Claire Wilson hin, die Sendungen im Kinderfernsehen analysiert hat. "Fernsehsendungen für Kinder transportieren vielfältige Vorurteile gegenüber psychisch Kranken. Sie begünstigen und verstärken deren Stigmatisierung", berichtete die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (24. Mai) über die Ergebnisse. Die Forscher, die ihre Arbeit im "British Journal of Psychiatry" vorstellten, fanden in fast der Hälfte der 128 Beiträge Anspielungen auf psychisch Kranke. Charakteristisch gewesen sei die abwertende Sprache, die Personen, Handlungen oder Ideen als "irrational, unlogisch, unvernünftig, unakzeptierbar und unberechenbar" abstempele. "Immer wieder erscheinen die Bösen als psychisch gestört, werden ihre Handlungen als "krank" oder "verrückt" charakterisiert."


Hamburg (dpa/fwt), Dorit Koch, 6/2000

 

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Anhang: aus

Expertengespräch in Haar (2. Juli 2004)
naps= Nachrichten aus Psychiatrie & und Selbsthilfe

"Die dritte Dimension in der Psychiatrie"

Angehörige, Betroffene und Professionelle auf einem gemeinsamen Weg

Professor Dr. Reinhard Peukert richtete in seinem Vortrag "Geschwister sind auch Angehörige" den Blick auf die "verlorene Aufmerksamkeit" von Geschwistern einer psychisch kranken Schwester oder eines Bruders. "Sie wurden von den organisierten Angehörigen ebenso übersehen wie über viele Jahre die besondere Situation der erwachsenen Kinder psychisch kranker Eltern oder die Partner von psychisch kranken Menschen", erklärte er. Aus Sicht von Reinhard Peukert haben diese Gruppen "eine ureigene Perspektive und ureigene Problemlagen". Er hob hervor, dass die Geschwister zum Zeitpunkt der Krankheit sich "größtenteils noch mitten in turbulenten Entwicklungsphasen befinden, die häufig von Selbstzweifeln, Perspektivenvielfalt, alterstypischen Auseinandersetzungen mit den Eltern, Identitätssuche etc. bestimmt sind." Mit der Erkrankung eines Geschwisterteils gehe ihnen häufig ein Teil der elterlichen Sorge verloren: deren Kraft nachvollziehbar von dem gravierenderen Problem absorbiert werde, so Peukert.

Aus persönlichem Erleben, Reinhard Peukert ist Bruder eines zwei Jahre jüngeren, der eine schizo-affektive Psychose hatte, sprach er betont vom "Einfluss auf die Biografie der allein gelassenen Geschwister". Seine Befragung mit 37 Betroffenen ("gesunde erwachsene Geschwister") zu den "Belastungen der persönlichen Lebenssituation" ergab: Emotionale Belastung: 100 Prozent; Zeitlicher / Organisatorischer Aufwand: 73 Prozent; Eigene gesundheitliche Belastungen: 51,4 Prozent; Belastung für die eigene Partnerschaft/Familie: 48,7 Prozent; Berufliche Belastungen: 46 Prozent; Finanzielle Belastungen: 37,8 Prozent. Auch die Angst vor eigener Erkrankung, Schuld-, Ohnmachts- und Hilflosigkeitsgefühle belasten. Professor Peukert resümierte: "Bestimmte Formen der familiären sozialen Verarbeitung scheinen es den Geschwistern leichter oder schwerer zu machen, ihre Bürde als Erwachsene - nämlich für ihre kranke Schwester oder ihren kranken Bruder da zu sein - zu tragen." Er forderte "kleine Hilfen für die Geschwister, sachgerechte Informationen an die Eltern und angemessene Aufmerksamkeit seitens der Professionellen".

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Letzte Aktualisierung: 12.01.2019