Kontrazeption bei
Jugendlichen mit angeborenen Herzfehlern
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Prinzipiell ist der Einsatz von
Kontrazeptiva bei Jugendlichen mit angeborenen
Herzfehlern eine Einzelfallentscheidung. Eine generelle
Aussage ist nur schwer möglich. Die Einzelfallentscheidung
bezieht sich auf (1) den zugrundeliegenden angeborenen
Herzfehler, (2) mögliche Begleiterkrankungen und (3) die
aktuelle Medikation. Ferner wird man bedenken müssen, dass
eine Schwangerschaft möglicherweise ein Risiko aufgrund der
Grunderkrankung darstellt und dass im Falle eines
Schwangerschaftsabbruchs (Abruptio) ein Operationsrisiko
besteht. Diese Risiken mögen im Einzelfall höher
einzuschätzen sein als das Risiko eines Kontrazeptivums.
Intrauterinpessare (IUD,
*Spirale*): Ein IUD hat den Vorteil, dass der
Gesamtorganismus nur mit einer geringen Dosis an Hormonen -
wenn überhaupt - konfrontiert wird. Das durch eine
Hormongabe ggf. erhöhte Thromboserisiko wird also nicht
beeinträchtigt. Anbieten würden sich die
weiterentwickelten IUD der so genannten IV. Generation (z.B.
Mirena, Schering). Nachteilig ist das durch ein IUD
erhöhtes Risiko von Dauerblutungen oder Schmierblutungen,
die bei einer Medikation mit z.B. Marcumar ein Problem
darstellen könnten. Ferner wird bei einem IUD ein erhöhtes
Infektionsrisiko diskutiert, welches bei Herzfehlern das
Risiko einer Myokarditis steigern kann. Dieses
Infektionsrisiko wiederum besteht wahrscheinlich nur
innerhalb der ersten 4 Wochen der Einlage. Eine Kontrolle
durch überlappende Antibiose sollte möglich sein.
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Orale Kontrazeptiva mit
Ethinylöstradiol: Orale Kontrazeptiva mit Ethinylöstradiol
bieten die Möglichkeit einer guten Blutungskontrolle bei
hoher kontazeptiver Sicherheit. Dies ist insbesondere
wichtig bei Patientinnen, die mit Marcumar eingestellt sind.
Dabei bietet sich z.B. die Einnahme im Langzyklus - also
über mehrere Monate ohne Pause - an. Nachteilig ist das
erhöhte Thromboserisiko beim Einsatz von Ethinylöstradiol.
Dies kann zumindest teilweise durch die Wahl möglichst
niedrig dosierter Kontrazeptiva (mit 20 µg
Ethinylöstradiol) ausgeglichen werden. Zum anderen sollte
das Risiko bei Marcumar-Therapie und gut eingestelltem INR
niedrig sein.
Orale Kontrazeptiva mit ausschließlich
gestagener Wirkung: Minipillen haben lediglich ein Gestagen
als Inhaltsstoff. Die Thrombosegefahr soll geringer sein.
Allerdings ist auch die kontrazeptive Sicherheit geringer.
Möglicherweise kann hier ein Ausweg ein modernes
Gestagenpräparat wie Cerazette sein, welches den Eisprung
hemmt, eine hohe Sicherheit bietet aber trotzdem eben kein
Ethinylöstradiol enthält. Unter einer solchen Minipille
sollte auch das Blutungsrisiko - welches prinzipiell bei
Gestagenpräparaten etwas höher ist als bei
Ethinylöstradiol-haltigen Pillen - gut regulierbar sein.
Patientinnen mit Marcumar sollten also gut einstellbar sein.
Wenn eine Patientin Cerazette gut verträgt so kann sie im
nächsten Schritt - nach z.B. 3 (6) Monaten - eine
dauerhafte Kontrazeption mit dem Präparat Implanon wählen.
Dies wird für mehrere Jahre unter die Haut eingelegt,
gewährleistet eine gute kontrazeptive Sicherheit und
enthält kein Ethinylöstradiol. Allerdings kann es darunter
ggf. zu Verschlechterungen des Hautbildes oder erneuten
Blutungsunregelmäßigkeiten kommen.
Alternative Hormongabe: Der NuvaRing
enthält - ebenso wie eine normale "Pille" -
Gestagen und Ethinylöstradiol. Allerdings werden die
Hormone in der geringstmöglichen Dosis abgegeben. Die
Sicherheit entspricht der normalen Pille - die Hormonwirkung
ist jedoch die geringst mögliche. Der NuvaRing wird
einmalig pro Monat für 3 Wochen in die Scheide eingelegt
und nach eben diesen 3 Wochen wieder entfernt.
Wenn man diese Dinge zusammengefasst
gegeneinander abwägt wird schnell klar, dass tatsächlich
die optimale Kontrazeption für eine Jugendliche mit einem
Herzfehler nicht existiert. Die beste Möglichkeit scheint
uns ein reines Gestagenpräparat wie die Cerazette zu sein.
Sollte die Patientin darunter Blutungsstörungen entwickeln
so kann - wenn kein Marcumar genommen wird - eine Spirale
(z.B. Mirena) angedacht werden. Bei Marcumargabe oder
Einnahme eines anderen "Blutverdünners" käme
z.B. der NuvaRing oder auch ein Langzyklus infrage, was eine
gute Zykluskontrolle gewährleistet. Im Endeffekt wird man
in jedem Falle individuell über die Nutzen und Risiken
unter Berücksichtigung des einzelnen Herzfehlers sowie der
jeweiligen Medikation beraten müssen.
Privatdozent Dr. med. M. Ludwig
Dr. med. Cathrin Grave
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Zentrum für Hormon- und Stoffwechselerkrankungen,
gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin,
Lornsenstrasse 6, 22767 Hamburg, Telefon: +49 (0) 40
30628313
Aus Hamburg kam obige Antwort. Danke!!!
Hier die Kopie einer Mail mit der Frage an mich in 2004:
Hallo Frau Heuser-Noever,
ich will hoffen, Sie und Ihre Familie hatten geruhsame
Ostern.
Wir haben in unserer Initiative eine Gruppe von
Jugendlichen (18-25) mit angeborenem Herzfehler, die sich
regelmäßig treffen. In diesem Jahr haben sie sich mehrere
Schwerpunktthemen ausgesucht. Unter anderem Verhütung.
Leider ist es schwierig, Informationen für diese Patientengruppe
zu bekommen. Ich denke da so an
Medikamentenverträglichkeit. Sie haben versucht Infos über
ihre Frauenärzte und das Internet zu bekommen, war aber
nicht zufriedenstellend. Meine Frage wäre: Könnten Sie uns
Infos zukommen lassen, oder wäre es möglich, dass Sie bei
einem Treffen die jungen Erwachsenen über Methoden und
Risiken informieren?
Ich freue mich auf eine Antwort.
Diese Seite habe ich dem Bundesverband Herzkranke Kinder
e.V. gewidmet, insbesondere der Elterninitiative in Köln.
Bundesverband Herzkranke
Kinder e.V.
Kompetenznetz
/ Kinderkardiologe
in Dortmund / Kinderkardiologe
in Köln / Kinderkardiologe
Köln/ Herzzentrum
Uni Köln
E-Mail: praxis@heuser-noever.de
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